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EZB-Leitzins, Euribor und Co. – so entstehen Österreichs Zinsen

Denn die Entwicklung der Zinsen in Österreich hängt maßgeblich von der Entwicklung der wichtigsten Leitzinsen ab, die von den Banken und Kreditinstituten als sogenannte Referenzzinssätze für ihre Produkte herangezogen werden – egal ob Sparkonto, Umschuldungskredit oder Baufinanzierung.

„Leidzins“ – der Leitzins im Tiefflug

Gerade für Sparer in Österreich bedeuten die Entscheidungen von dem EZB-Präsident Mario Draghit in der Regel nichts Gutes, da die Banker jede Leitzinssenkung doch meist in kürzester Zeit an die Konsumenten weitergeben. Doch warum ist dies so?

Leitzins – so funktioniert das

Wie schon im Wort „Leitzins“ beschrieben steht, spielt der Begriff Zins eine zentrales Thema. Dieser Zinssatz gilt für Kreditinstitute, die sich Kapital von einer Zentralbank leihen, um ihre Geschäfte am Laufen zu halten. Aber nicht alle Geldhäuser besorgen ihr Geld von der EZB. Vor allem Kreditinstitute refinanzieren sich meist über Termingelder wie Festgeld.

Der Leitzins gilt für den gesamten Spar- und Bankenmarkt im europäischen Raeum. Dieser Zinssatz der EZB ist die Zinsmarke, zu der sich zum einen Institute aus Österreich ihr Geld bei der EZB leihen können. Aktuell sind es also 0,00 Prozent. Zum Vergleich: Vor Jahren lag der Leitzins noch bei mehr als 4 Prozent!

Leitzins Euroland – historische Kurse

Der EZB Leitzins ist aber auch die Zinsmarke, an der sich die Geldhäuser orientieren, wenn sie sich Kapital untereinander ausleihen. Dieser Leitzins heißt dann EURIBOR und wird meist alle drei Monate neu festgelegt.

In den Medien ist der Begriff Leitzins auch deshalb so wichtig, weil mit der Feststellung des Leitzinses auch die Konjunktur betroffen ist. Inflation und Deflation lassen sich hiermit ebenfalls nachhaltig beeinflussen. Rein theoretisch könnte der Leitzins auch auf unter null fallen. Einen negativen Leitzins, ausgerufen durch die EZB, halten Experten mittlerweile nicht mehr für unmöglich!

Leitzins – was er mit den Sparguthaben zu tun hat

Der bereits angesprochene EURIBOR – also jener „Leitzins“ für die Vergabe von Geld unter den Banken – nimmt wiederum mehr oder weniger indirekt Einfluss darauf, wie hoch die Zinsen auf Ihrem Sparbuch, Ihrem täglich fälligen Sparkonto (Tagesgeld) oder bei Ihren Termineinlagen (Festgeldkonto) sind. Denn je niedriger der Leitzins, umso niedriger der EURIBOR und umso geringer Ihre Sparzinsen! Niedrige Sparzisen spürt auch den Sparer jährlich bei seinen Altersvorsorgeprodukten, da hier Überschüsse jährlich neu berechnet werden. Auch diese fallen entsprechen geringer aus. Das passier also schleichend, die Überraschung kommt später, wenn die erste Überweisung aus dem Rentenvertrag kommt.

Theoretisch gilt dies auch für alle Kredite, Überziehungskredite oder Hypothekarkredite. Theoretisch, denn im Gegensatz zu den rasch sinkenden Sparzinsen sind Banken bei der Weitergabe billiger Kreditzinsen meist nicht so schnell. Auch diejenigen Institute, die sich nicht über Zentralbankgelder refinanzieren, sondern über den Kapitalmarkt, in Form von Termineinlagen (Passivgeschäft), werden Ihre Kreditkonditionen nicht senken können.

Gerade wenn Sie also als Konsument eine Geldanlage bei einer Bank anstreben, sollten Sie genau im Auge haben, wie hoch sich der Leitzins der EZB aktuell gestaltet. Und dies ist – wie bereits beschrieben – seit Jahren sehr unerfreulich.

Bedeutung für Sparer in Österreich

Die aktuelle Niedrigzinsphase, welche nun schon seit mehr als vier Jahren dauert, drückt auf das Gemüt vieler Sparer in Österreich. Alle Großbanken haben in den vergangenen Jahren ihre Zinssätze auf Sparguthaben stark gesenkt. Die bereits lang anhaltende Niedrigzinsphase macht viele Angebote mittlerweile sehr unattraktiv – und viele Sparer unsicher. Zinsen auf das klassische Sparbuch an der Null-Prozent-Grenze sind kein Witz mehr!

Die berechtigten Fragen von Österreichs Sparerinnen und Sparern lauten also:

Wird die EZB den Leitzins weiter senken? Was würde dies für mein Erspartes bedeuten? Und welche Anbieter haben derzeit noch attraktive Zinssätze in Österreich?

In der Tat berechtigte Sparersorgen: Denn die Senkung des Leitzins wurde ausgeschöpft, die Finanzkrise ist nicht überwunden, der Schuldenberg nicht abgebaut. Welche Maßnahmen will die EZB sich noch einfallen lassen, um das Sparen in Europa zu verbieten? Theoretisch sind Sparkonten ohne Zinsvergütung oder sogar mit Strafzinsen auch in Europa möglich – doch davon sind wir in Österreich „noch“ entfernt. Bei der EZB werden die Strafzinsen schon seit langem praktiziert.

Direktbanken halten die Sparerfahne hoch

Guter „Sparer-Rat“ ist da teuer. Eines steht aber fest: Es sind vor allem die modernen Online Banken, die mit ihren guten Online-Zinsen von weit über einem Prozent im Internet bei täglich fälligen Sparkonten und fix verzinsten Terminkonten für Freude am Sparen sorgen. Betrachtet man zudem die relativ geringe Geldentwertung in Österreich, ist die Lage keineswegs so düster wie sie manchem erscheint.

Spar-Tipp: Vergleichen Sie die aktuellen Sparzinsen genau, bevor Sie sich für eine neue Bank entscheiden – und achten Sie dabei auf Neukundenangebote und Zinsgarantien.

EZB-Leitzins – hohe Aussenwirkung

Der wohl wichtigste Leitzins neben dem Euribor, welcher auf die Entwicklung der Sparzinsen und Kreditzinsen bei Banken einwirkt, ist der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB). Dieser EZB-Leitzins wird in unregelmäßigen Abständen – meist sechs bis acht Wochen – festgelegt, und dient als wichtigster Indikator für die Entwicklung der Sparzinsen und Kreditzinsen in Österreich und ganz Europa. Der EZB-Leitzins ist aber auch ein beliebtes Instrument um die allgemeine Preisentwicklung zu steuern, beispielsweise Inflation oder Deflation entgegenzuwirken, oder die Realwirtschaft – etwa durch billige Kredite – anzukurbeln.

Der EZB-Leitzins wird auch gerne in Kreditverträgen als Referenzzinssatz für den Kreditzins herangezogen. Besonders in den Jahren seit 2008 stürzte der EZB-Leitzins ins bodenlose, und verharrt seit einiger Zeit an der Nulllinie, bei 0,00 Prozent. Ein Grund, warum gerade die Sparzinsen für Privatkonsumenten seit Jahren historisch niedrig sind.
Für Einlagen von Kreditinstituten selbst hat die EZB ihren Referenzzinssatz mittlerweile sogar unter null geschraubt, auf –0,4 Prozent. Dies bedeutet nichts anderes, dass Banken für geparktes Geld bei der EZB mittlerweile bezahlen müssen. Experten vermuten, dass dies in naher Zukunft auch bei Einlagen von Privatkunden passieren könnte – dann nämlich wenn die Banken und Sparkassen in Österreich ihre negativen Zinsen bei der EZB direkt an die Kunden weitergeben. Noch trauen sich dies die Geldhäuser im harten Wettbewerb nicht – und fangen die Verluste vorerst lieber mit allerlei Kontospesen und Gebühren ab.

Was den Sparer ärgert, freut jedoch den Kreditnehmer. noch nie war ein Kredit in Österreich so gunstig wie derzeit – egal für weche Laufzeit oder Summe. Wichtig dabei ist eine gute Bonität des Kunden, möglichst ohne Eintrag bei KSV oder Schufa. Übrigens: Nicht nur klassische Kreditintitute haben die Zeichen beim Kredit erkannt. Auch vermittlerplattformen wie Smava und Co. bieten mittlerweile Kredite zu Mini-Zinsen an. Tipp: Verbessern Sie Ihre Kreditwürdigkeit.

EURIBOR – unser wichtigster Leitzins

Als Leitzins in Österreich meist noch bedeutender ist der sogenannte Euribor, der vor allem als Referenzzinssatz der Banken bei Festgeldern und in Kreditverträgen zu finden ist, um die Zinssätze zu bestimmen – dort meist als 3-Monats-Euribor, eher seltener als 12-Monats-Euribor. Euribor steht für „Euro Interbank Offered Rate“, was übersetzt bedeutet: Zu diesem Zinssatz leihen sich europäische Banken untereinander ihr Geld – in der Praxis meist für mehrere Monate festgeschrieben, beispielsweise als 3-Monats-Euribor, 6-Monats Euribor usw.

Allerdings melden bis zu 43 Kreditinstitute als Panel-Banken werktäglich ihre Zinssätze und definieren damit den aktuellen Wert des Euribor neu. Dieser ist die am häufigsten verwendete Basis der Banken für die Vergabe von kurzfristigen variabel verzinsten Krediten, aber auch eine wichtige Informationsquelle für Konsumenten, um mit der Bank über die Höhe des Festgeldzinses verhandeln zu können. Bei Krediten erheben Banken zum EURIBOR-Zinssatz einen Aufschlag von meist 0,5 bis 2 Prozentpunkte – nicht nur in Österreich.

Im 2. Halbjahr 2015 drehte der Euribor erstmals ins Minus, was dazu führt, dass die Kreditzinsen mancher Verträge seither immer mehr Richtung 0 Prozent angepasst werden und theoretisch sogar negative Kreditzinsen möglich sind. Banken bestreiten diese Informationen natürlich gegenüber betroffenen Konsumenten – diese Frage ist zwischen Banken, Arbeiterkammer und dem VKI noch immer strittig. [wpdatatable id=28]

Weitere wichtige Basis- und Referenzzinssätze in Österreich

SMR / UDRB

Ein weiterer beliebter Referenzzinssatz in Österreich ist die sogenannte Sekundärmarktrendite (SMR), die 2015 von der Umlaufgewichteten Durchschnittsrendite für Bundesanleihen (UDRB) abgelöst wurde. Sie bestimmt die durchschnittliche Rendite der aktuell umlaufenden Euro-Bundesanleihen der Republik Österreich mit einer fixen Verzinsung und einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr. Hierbei wird auf Börsendaten wie auf außerbörsliche Daten aus der ganzen EU zurückgegriffen, die zwischendurch ebenfalls deutlich im Wert gesunken sind.

EURO SWAP Satz

Bei vielen Immobilienfinanzierungen in Österreich ebenfalls als Referenzzinssatz herangezogen wird der sogenannte EURO-SWAP Satz. Dieser wird von der „International Swaps and Derivatives Association“ (ISDA) ermittelt und definiert, welchen fixen Zinssatz ausgewählte Banken für bestimmte Laufzeiten von 1 bis 30 Jahren bereit sind zu bezahlen. Der EURO-Zinsswap-3 Jahre findet vor allem bei österreichischen Bausparkassen Verwendung.

Fazit für Konsumenten

Da fast alle Referenzzinssätze seit Jahren zurückgehen, sind auch die Spar- und Kreditzinsen für Privatkonsumenten aktuell so niedrig wie noch nie. Während allerdings die Zinsen für Sparguthaben und Immobiliendarlehen rapide gesunken sind, wurden Konsumkredite in den letzten fünf Jahre weit weniger billig.

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